Im Web kursieren viele Anleitungen und Videos, die suggerieren, wie man sein iPad einfach in wenigen Minuten selbst reparieren kann. Arglose Benutzer bestellen sich dann eben schnell ein neuen USB-Anschluss, oder einen iPad Akku um diesen dann selbst auszutauschen.
Allerdings muss für jede Hardware-Reparatur am Apple iPad zuerst einmal das Glas entfernt werden. War es beim iPad 1 noch mit möglich die gesamte Display-Einheit mit Gefühl und groben Werkzeug heraus zu brechen, so ist es seit dem Modell 2 doch etwas filigraner geworden und nur Fingerspitzengefühl reicht bei weitem nicht aus.
Genau an dieser Stelle, trennt sich zum ersten Mal die Spreu vom Weizen und schon nach ein paar Minuten stellt sich heraus, wer tatsächlich das Zeug zu Profi hat.
Zum erfolgreichen Ablösen des Digitizer´s ist neben dem Heissluftgebläse auch ein Plastik Spaltel notwendig um den Rahmen indem das Glas eingefasst ist, nicht zu Beschädigen. In den meisten Fällen verwendet der Heimwerker hier einen handelsüblichen Fön und ein Plastikmesser, das von der letzten Gartenparty noch übrig geblieben ist.
Allerdings wird oft die Klebkraft des eingesetzten Klebefolie unterschätzt, die das Glas an der Rückschale des iPads festhält. Genau aus diesem Grund bestellt der vorausschauende Handwerker gleich zu jeder Reparatur auch noch ein Glas mit dazu, selbst wenn es doch eigentlich nur um einen Akkuwechsel geht. Den in mehr als 80 % der Fälle geht genau bei diesem Schritt, das Glas auch kaputt, da es nur weniger als 1 mm stark ist und solche unsachgemäßen Arbeiten oftmals mit dem Zerbrechen oder mit grossen Rissen quittiert.
Spätestens jetzt fällt auch dem Profi-Heimwerker auf, das er das empfindliche Glas, also den Digitizer, nur mit viel Gefühl und vor allem mit noch mehr Werkzeug erfolgreich vom iPad-Rücken trennen kann. Ergo noch mal im Web nach guten Saugnäpfen suchen und wieder drei Tage auf den Versand warten.
Jetzt sind aus der ursprünglich veranschlagten 90 EUR für die Akku-Reparatur, schon mit neuen Material und Werkzeugen knapp 200 € auf dem Zettel und schon mehr als 5 Tage vergangen.
Außerdem ist beim Ausbau des iPad-Glas mit extremer Vorsicht zu arbeiten um nicht die Verbindungskabel (links), die Antenne unten und die Antennen im oberen Bereich zu zerstören.
Noch ist die iPad-Reparatur aber gar nicht fertig; Endlich den Digitizer entfernt, ist das LCD-Modul an de Reihe, denn darunter befindet sich neben dem Akku auch die gesamte andere Technik und Bauteile, die ein iPad so zu bieten hat.
Schon kommt für den leicht resignierten Heimwerker, die ersten Zweifel, ob die Vielzahl seiner Werkzeuge, die sich in seiner Werkzeugkiste befinden, tatsächlich die “Richtige Wahl” für diese Art von Reparatur seien könnten.
Denn an dieser Stelle geht es weiter mit wirklichen Spezialwerkzeug, in Form von Phillips Mini-Kreuz-Schraubendreher, der sich natürlich nicht in dem kleinen Uhrmacher-Schraubenzieher Kit befindet. Also wieder ab zum Rechner und schnell im Web den passenden Schraubenzieher für iPad-Reparaturen bestellt.
Nach weiteren 3 Tagen ist auch dieses notwendige Werkzeug endlich in dem Briefkasten und der Akkuaustausch, kann nun endlich weiter gehen. Um den Akku zu entfernen muss in jedem Falle das LogicBoard heraus geschraubt werden, glücklicherweise passt jetzt einer der gerade bestellten Schraubendreher auch für diese Aufgabe.
Jetzt muss man nur noch bei den Clips die das LCD-Kabel und das Digitizer-Kabel verankern aufpassen, das diese beim Auf- oder Zumachen nicht herausbrechen, da sonst die ganze Arbeit und das ganze Material für die Katz gewesen ist. Diese Flachband -Clips haben leider die Eigenschaft sehr schnell abzubrechen und das Nachbestellen im Netz ist leider keine Option mehr.
Natürlich kann man diese Clips für die Flachbandkabel separat bestellen, nur der Einbau wird sich als noch schwieriger gestallten, als alle Reparaturen die bis jetzt schon durchgeführt wurden. Diese sind mit SMD-Technik auf das Logicboard gelötet und können auch nur mit einem speziellen Lötkolben für SMD, aus oder eingelötet werden. Der Kauf dieser Lötstation dürfte aber den Neupreis eines iPads, der neuesten Generation mit allen Schnick-Schnack und Komfort, bei weitem übersteigen.
Nachdem das Logicboard nun raus ist, kann man den Akku des iPad entfernen, aber auch hier ist wieder Vorsicht angesagt, da dieser auf der Rückschale verklebt ist und beim Ausbau ohne Beschädigung entfernt werden sollte. Sollte der Akkumulator beim Ausbauversuch beschädigt werden, besteht gesundheitliche Gefahr und das iPad muss anschließend weiter zerlegt und intensiv gereinigt werden.
Nachdem letzten Schritt kann der Zusammenbau des iPad wieder beginnen. Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge, zuerst den Akku wieder einsetzen, allerdings sollte dieser genau positioniert werden, da sonst der Rest nicht mehr passen wird.
Anschließend die Antennen wieder am Board befestigen und das LCD wieder einbauen. Und wieder wird sich jetzt der versierte Handwerker an den Kopf fassen, den schon wieder fehlt etwas, die Klebestreifen, die den Digitizer in der Rückschale halten sollen. Hierbei sollte man keine Kompromisse eingehen und in jedem Falle hochwertige Spezialklebestreifen von 3M verwenden. Diese sind im Web nach intensiver Recherche auch zu bekommen.
Nachdem das LCD eingebaut ist, muss nun vorsichtig das Glas eingeklebt werden, dabei ist darauf zu achten, dass das Glas auch richtig im zuvor eingeklebten Rahmen sitzt, da ein erneutes Positionieren anschließend nicht mehr in Frage kommt und bei einem nicht richtigen Sitz, das Glas bei diesem Arbeitsschritt auch zerbrechen wird.
Eigentlich sollte das Glas jetzt noch mit Hilfe einer Presse gleichmäßig und für 2-4 Stunden angedrückt werden, damit sich der Kleber frei entfalten und seine Klebkraft vollkommen erwirken kann. Fehlt dieser Anpressdruck kann sich das Glas nach kurzer Zeit wieder lösen und die ganze Arbeit war umsonst.
Fazit: nur wer über die Anatomie des iPad Bescheid weiß, sollte sich an die Reparatur eines iPad herantrauen und sich im Vorfeld wirklich ausgiebig mit den Konsequenzen einer nicht erfolgreichen iPad-Reparatur auseinander setzen.
Nicht umsonst gibt es Spezialisten mit Spezialwerkzeugen und genug Erfahrung, damit aus dem scheinbar “harmlosen” Akkuaustausch, keine “never ending Story” wird.
Wer Geld, Schweiss und Zeit sparen möchte, ist bei einer iPad Reparatur grundsätzlich besser beraten, gleich einen iPad-Fachmann aufzusuchen.
Dafür sind wir da, mit mehr als 4.000 Smartphone Reparaturen und mehr als 10 Jahren Erfahrung haben wir bereits das nötige Know-how um die iPad Reparaturen erfolgreich abzuwickeln.